Psychologische (Online)Beratung & Coaching
 mit Stephanie Pfeifer

"Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung."
(Antoine de Saint-Exupery)



Blogbeitrag FASD und Wohnen 21.03.2021 Psychologin Stephanie PfeiferManchmal besteht aus verschiedensten Gründen nicht die Möglichkeit, weiter in einer Familie aufzuwachsen.

Welche Art der außerfamiliären Unterbringung bzw. Wohnform für Jugendliche und junge Erwachsene mit FASD (Fetale Alkohol-Spektrumstörung) wird als empfehlenswert erachtet? 

 

FASD (Fetale Alkohol-Spektrumstörung) ist der Oberbegriff für alle vorgeburtlichen Schädigungen, die durch mütterlichen Alkoholkonsum während der Schwangerschaft entstehen können. FASD zählt zu den häufigsten „angeborenen“ Entwicklungsstörungen, mit lebenslangen Folgen für Betroffene. Es ist eine Spektrumstörung, d.h. Art und Umfang der Beeinträchtigungen, sowie das Ausmaß an notwendiger Unterstützung sind immer auf individueller Ebene zu betrachten.

FASD Betroffene haben häufig nicht nur mit primären Hirnschädigungen zu kämpfen wie z.B. einer eingeschränkten Lern- und Merkfähigkeit, schnellem Vergessen von Lerninhalten trotz intensiven Übens, langsamer Informationsverarbeitung, Aufmerksamkeitsschwierigkeiten und motorischer Unruhe, eingeschränkter Handlungsplanung/Organisation, Schwierigkeiten mit abstrakten Konzepten wie Uhrzeit, Geld, und Selbstregulierung. Manche Betroffene verfügen über eine grundsätzlich durchschnittliche kognitive Begabung, einige weisen eine auf den ersten Blick gute Sprachkompetenz und Wortgewandtheit auf. Bei FASD handelt es sich oftmals um eine nicht sichtbare Behinderung, denn physische Merkmale wie Gesichts- und Wachstumsauffälligkeiten zeigen sich nur bei wenigen Betroffenen. Aufgrund dessen werden sie in ihren Fähigkeiten häufig überschätzt und überfordert. Das Risiko für Sekundärstörungen wie Aggressionen, mangelnder Selbstwert, psychiatrische Diagnosen wie Depressionen, kriminelles Verhalten, Eigen- und Fremdgefährdung kann dadurch erhöht sein. Betroffene können nicht gut aus Fehlern und Erfahrungen lernen, sind leicht manipulierbar, herkömmliche Erziehungsstrategien wie Lob, Konsequenzen etc. fördern oftmals nicht. Öfter machen Betroffene immer wieder die gleichen Fehler. Nicht wenige benötigen daher zu ihrem eigenen und dem Schutz anderer Menschen enge Strukturen  – auch über das Erreichen des 18. Lebensjahres hinaus. Denn obwohl das chronologische Alter der Volljährigkeit erreicht wurde, kann das Entwicklungsalter in verschiedenen Bereichen und Situationen zum Teil deutlich darunter liegen, und das Ziel völliger Selbständigkeit im jungen Erwachsenenalter nur wenigen Betroffenen möglich sein. Es gilt auch hier: Eine individuelle Betrachtungsweise ist wichtig, Betroffene haben unterschiedliche Einschränkungen und einen unterschiedlichen Unterstützungsbedarf.

Nicht selten geht FASD auch mit weiteren frühkindlichen Traumata einher. Jugendliche und junge Erwachsene mit FASD benötigen daher die Wohnumgebung und das Gefühl eines sicheren Ortes (Stichwort Traumapädagogik), an dem sie ein wertschätzendes Klima erfahren, korrigierende Bindungserfahrungen machen können, und dabei eng im Alltag und stärkenorientiert sowie selbstwirksam begleitet werden. Da einige Menschen mit FASD das Gruppensetting einer größeren Wohngemeinschaft/WG nur schwer aushalten, empfiehlt sich häufiger ein Kleinstgruppen- manches Mal gar ein Einzelsetting und ein hoher BetreuerInnenschlüssel. Es ist unbedingt notwendig, nicht den Betroffenen an eine Gruppe anzupassen, sondern vielmehr die Rahmenbedingungen an die individuellen Fähigkeiten des Betroffenen. Eine Überforderung in leistungsbezogener und emotionaler Hinsicht sollte in jedem Fall vermieden werden. Ich bin davon überzeugt, dass für Menschen mit pränataler Alkoholschädigung vieles möglich ist, wenn ihre Bedürfnisse und Einschränkungen gesehen und ernst genommen, sowie Umweltbedingungen angepasst werden. Wenn Betroffene ihre Stärken somit bestmöglich einsetzen, und sich damit weiterentwickeln dürfen!

Bislang gibt es meines Wissens nach noch keine ausgewiesenen FASD-Wohn- und Betreuungsmöglichkeiten in Österreich, was sich jedoch hoffentlich künftig ändern wird.

Diesen Blogbeitrag können Sie gerne auch als Informationsblatt bekommen, sprechen Sie mich einfach unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! an. Weitere Anfrage auch unter www.fasdhilfeaustria.at. 

Vorliegende Information basiert auf dem Studium verschiedenster Literatur zum Thema FASD, sowie auf persönlichen Erfahrungen im Umgang mit Betroffenen. Eine Garantie für ein gelungenes Zusammenleben kann nicht gegeben werden.

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